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Minden (lwl). Im März 1849 wurde in der Frankfurter Paulskirche die Reichsverfassung, die erste gesamtdeutsche Verfassung, verabschiedet. Anlässlich des 175. Jubiläums dieses Meilensteins der deutschen Geschichte laden die Historische Kommission für Westfalen, das LWL-Preußenmuseum Minden und das Mindener Museum am 12. März um 19 Uhr zu einer Buchvorstellung mit Podiumsdiskussion ins LWL-Museum in Minden ein.
In dem kürzlich von Dr. Felix Gräfenberg herausgegebenen Band „1848/49 in Westfalen und Lippe“ liegt der Fokus nicht auf den ‚großen Namen‘ der Revolution von 1848/49, sondern auf den oft übersehenen Akteur:innen aus der „revolutionshistorischen Peripherie“ in Westfalen und Lippe. Drei der 38 Autor:innen stellen drei bislang weitgehend unbekannte Männer und Frauen aus Minden und Ravensberg im Rahmen der Veranstaltung vor. Im anschließenden Gespräch mit Dr. Sylvia Necker, der Museumsleiterin, gibt Gräfenberg Einblicke in die grundlegenden Ergebnisse und Erkenntnisse des Buchprojekts.
Zwei Jahre lang hat Gräfenberg bei der Historischen Kommission für Westfalen, die vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) getragen wird, zur Revolution in der Region geforscht: „Mir war es wichtig, den Fokus von den Zentren der Revolution in Berlin und Frankfurt auf die Peripherie zu verschieben. Denn auch hier, überall in Westfalen, gingen im März 1848 Menschen auf die Straßen. Dabei waren die Ereignisse in Westfalen eng verflochten mit den Entwicklungen der deutschen und europäischen Geschichte.“
Auf rund 750 Seiten beinhaltet der Sammelband neben drei einführenden Kapiteln insgesamt 52 Biografien von Zeitgenoss:innen der Revolution aus allen Teilen von Westfalen und Lippe. Hierdurch entsteht ein vielschichtiges Bild der Revolution in der Region, das Verflechtungen und Ambivalenzen greifbar macht. Das Buch will so nicht nur Impulse für die landeshistorische Erforschung der Revolution setzen, sondern möchte auch einen niedrigschwelligen Einstieg in die Geschichte der Revolution für interessierte Laien schaffen.
Hintergrund
Drei der 38 beteiligten Wissenschaftler:innen geben in Minden Einblick in ihre Forschungen – und zeigen so, wie unterschiedlich die Menschen die Revolution in Minden und Ravensberg erlebten. Philipp Koch wendet sich mit den Gebrüdern Weddigen Mitgliedern des Mindener Wirtschaftsbürgertums zu, die sich für Liberalisierung und demokratische Werte eingesetzt haben.
Jonas Diekneite nimmt den Mindener Pädagogen Ernst Kapp in den Blick, der nach der Revolution als sogenannter „Fourty-Eighter“ in die USA flüchtete und zu einer bedeutenden Stimme der deutschsprachigen Bevölkerung in der texanischen Politik werden sollte. Anna Strunk widmet sich dem Leben der konservativen Lehrerin Antonie Dietrich, die sich im „Demokratennest“ Bielefeld mit dem liberalen Magistrat der Stadt anlegte.
„Landesgeschichte nicht nur erforschen, sondern auch für die Menschen vor Ort sichtbar machen – das gehört zu unserem Selbstverständnis ganz klar dazu“, so Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, Erste Vorsitzende der Historischen Kommission für Westfalen. „Daher sind Buchvorstellungen wie diese ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit. Dabei ist die Zusammenarbeit mit lokalen Trägern von unschätzbarer Bedeutung für uns. Daher freue ich mich sehr, dass wir mit dem Mindener Museum und dem Preußenmuseum gleich zwei starke, in Minden fest verwurzelte Partner gefunden haben.“
Auch Dr. Sylvia Necker freut sich über die Zusammenarbeit: „Das LWL-Preußenmuseum Minden steht für einen differenzierten und multiperspektivischen Blick auf Geschichte. Deswegen bin ich besonders froh, dass wir einem Projekt das diese Vielfalt abbildet, eine Bühne bieten können“.
Philipp Koch, Leiter des Mindener Museums: „Die biografischen Schlaglichter zur Revolution 1848/49 belegen eindrucksvoll die Bedeutung politisch aktiver Menschen für eine Gesellschaft. Die vielfältigen Biografien zeigen die ganze Bandbreite modernisierender wie abwehrender Verhaltens- und Handlungsweisen, auf die wir auch heute oft treffen. Für das Mindener Museum ist dieser Gegenwartsbezug wichtig und darum sind wir dabei.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation von LWL-Preußenmuseum Minden, Mindener Museum, Historischer Kommission für Westfalen und dem Mindener Geschichtsverein. Sie findet am 12. März 2024, um 19 Uhr, im Ständersaal des LWL-Preußenmuseums, Simeonsplatz 12, 32427 Minden statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Angaben zum Buch
1848/49 in Westfalen und Lippe. Biografische Schlaglichter aus der revolutionshistorischen Peripherie. Herausgegeben von Felix Gräfenberg. Münster 2023, 744 Seiten, Festeinband (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge 48). Aschendorff, ISBN 978-3-402-15150-1, Preis 59 Euro.
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