Skandalöse Entscheidung erlaubt Bremer Affenversuche weiterhin
Das Verwaltungsgericht Bremen hat entschieden, dass der Neurobiologe Prof. Andreas Kreiter seine Versuche an Makaken an der Universität Bremen vorläufig weiter durchführen darf. Die zuständige Bremer Senatorin hatte zuletzt Ende 2023 den Antrag Kreiters auf Genehmigung der Fortsetzung seiner Versuche abgelehnt. Daraufhin hatte der Neurobiologe Widerspruch eingelegt. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kommentiert:
„Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts ist ein absoluter Skandal! Nicht ohne Grund hatte die Senatorin zum Wohle der Tiere entschieden. Wissenschaftliche Gutachten, die eine starke Belastung der Tiere belegen und den Nutzen der Versuche in Frage stellen, werden somit vom Verwaltungsgericht einfach vom Tisch gefegt. Die Behauptung, die Belastung durch die Versuche sei für die Tiere höchstens mittelgradig, ist in keiner Weise nachzuvollziehen und widerspricht zudem der weiteren Entscheidung, dass das Verwaltungsgericht den Einsatz neuer Versuchstiere auf nicht-invasive Maßnahmen beschränkt. Die gerichtliche Entscheidung lässt vermuten, dass das geltende Tierschutzrecht und die Entscheidungen der Genehmigungsbehörden durch den Einfluss von Forschern umgangen werden können. Das ist ein völlig falsches Signal – auch auf Bundesebene und widerspricht dem Staatsziel Tierschutz genauso wie den Zielen der EU, langfristig aus Tierversuchen auszusteigen. Umso dringender braucht es jetzt endlich ein bundesweites klares Konzept, wie der Ausstieg aus Tierversuchen gelingen kann. Auch fordern wir die Senatorin Claudia Bernhard dazu auf, zeitnah und abschließend über den Widerspruch Kreiters im Sinne der Tiere zu entscheiden!“
Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins, ergänzt: „Tausende Bremer Bürgerinnen und Bürger sowie der Bremer Senat erklären seit Jahren ihre Ablehnung der Affenversuche und den Willen, aus den Versuchen auszusteigen. Sie haben klargemacht, dass tierquälerische Versuche an Affen in unserer Stadt nicht länger erwünscht sind. Dennoch mussten wir wiederholt einen herben Rückschlag nach dem anderen erfahren. Dies wird uns jedoch nicht davon abhalten, auch zukünftig weiter gegen die Bremer Affenversuche vorzugehen.“
Hintergrund: Seit 1998 werden an der Universität Bremen Hirnversuche an Affen durchgeführt. Dabei sitzen die Tiere in engen Plexiglaskästen, den sogenannten Primatenstühlen, und müssen am Computerbildschirm Aufgaben lösen. Hierzu wird ihnen vorher in Operationen die Schädeldecke geöffnet und ein Haltebolzen in den Schädelknochen zementiert. Daran wird der Kopf während den Versuchen festgeschraubt, damit die Affen ihn nicht bewegen können. Messelektroden, die operativ ins Gehirn eingesetzt werden, registrieren dabei die Hirnströme. Die Tiere müssen nicht nur die Schmerzen durch die Eingriffe ertragen: Um sie zur Mitarbeit zu zwingen, lässt man sie außerdem dursten und gibt ihnen nur dann tropfenweise Flüssigkeit, wenn sie ihre Aufgaben richtig lösen. Während der Versuche verbringen die Affen täglich bis zu sechs Stunden fixiert im Kasten. Die Tiere machen die Versuche nur so lange mit, wie sie durstig genug sind. Die Affen müssen diese monotonen Aufgaben Tag für Tag über Jahre hinweg ertragen. Danach werden die Tiere getötet und ihre Gehirne werden untersucht.